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Abendstimmung und Segen am Rhein genießen

Zu einer "Woche voller Segen und Licht" lädt die Protestantische Kirchengemeinde Germersheim zum Schiffsanleger am Rheinufer ein.

 

Als Kirche dorthin gehen, wo die Menschen sind, und ihnen Angebot machen, das ihre Sehnsucht nach Spiritualität ernst nimmt: das war die Grundidee. Entstanden ist daraus der Sommer-Abend-Segen beim Schiffsanleger am Germersheimer Rheinufer. Bereits zum vierten Mal lädt die Protestantische Kirchengemeinde Germersheim in diesem Jahr vom 1. bis 7. August jeweils um 21 Uhr dorthin zu „einer Woche voller Segen und Licht“ ein.

Schon das letzte Stück Weg zum Rheinufer soll auf die abendliche Veranstaltung einstimmen: Lichttüten werden die Besucherinnen und Besucher in Richtung der Aussichtsplattform am Rhein geleiten. Dort markieren Windlichter den Bereich, in dem die Andacht stattfinden wird. „Diese besondere Atmosphäre, die Kerzen in der Abenddämmerung, die untergehende Sonne, der Rhein im Hintergrund, das spricht viele an“, ist Pfarrerin Melanie Dietrich überzeugt. Gemeinsam mit Kollegin Andrea Müller hat sie 2019 das Konzept für die Segenswoche am Rhein entwickelt: „Unser Eindruck war, dass es ein großes Bedürfnis nach spirituellen Angeboten gibt. Gleichzeitig wollten wir ein Format anbieten, bei dem Menschen Kirche anders als gewohnt erleben können und wo die Hemmschwelle, sich darauf einzulassen, möglichst niedrig liegt.“

Der Platz am Rheinufer schien den beiden Pfarrerinnen dafür ideal: „Hier kann man einfach vorbeikommen, während man abends mit seinem Hund spazieren geht, und das Angebot mitnehmen. Oder man kann sich seine Picknickdecke mitbringen und hinterher noch gemütlich beisammensitzen.“ Wer will, bekommt ein Liedblatt und eine Kerze. Manche blieben aber auch bewusst lieber im Hintergrund und suchten sich einen Platz am Rand. „Es wäre schön, wenn wir uns diesmal wieder mit den Kerzen gegenseitig das Licht weitergeben könnten“, hofft Melanie Dietrich. Dies sei die beiden letzten Jahre wegen der Corona-Abstandsregeln nicht möglich gewesen.

Dem Zuspruch zu dem Angebot hingegen hat auch Corona keinen Abbruch getan. „Im letzten Jahr kamen einmal sogar knapp 100 Teilnehmer“, berichtet Melanie Dietrich. „Dabei waren wir anfangs unsicher, ob das Angebot überhaupt angenommen wird“, erinnert sich die Pfarrerin, die nach dem Wegzug ihrer Kollegin seit zwei Jahren allein die Federführung bei dem Angebot hat. Durch die von der Corona-Verordnung auferlegte Kontakterfassung wisse man, dass die meisten Besucher aus Germersheim und Sondernheim stammen. Es seien aber auch schon Landfrauen-Gruppen aus Schwegenheim, Lingenfeld und Weingarten da gewesen. Und regelmäßig kämen Gäste vom benachbarten Caravan-Stellplatz vorbei. Melanie Dietrich hofft, in diesem Jahr vielleicht auch mehr Familien erreichen zu können: „Zum ersten Mal liegt die Segenswoche in den Schulferien. In den Vorjahren war der Beginn um 21 Uhr für Familien mit schulpflichtigen Kindern oft ein Ausschlusskriterium.“

Die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen, den Tag ausklingen zu lassen, und etwas mitzunehmen für den nächsten Tag: in vielen Rückmeldungen spiele das eine wichtige Rolle, berichtet Melanie Dietrich: „Insbesondere den Segen – den saugen die Leute regelrecht auf.“ Eine Predigt gibt es hingegen nicht. „Als Impuls lese ich einen kurzen Text“, erläutert Melanie Dietrich. Was jedoch auf keinen Fall fehlen dürfe, sei das Lied „Der Mond ist aufgegangen“. „Ursprünglich wollten wir das gar nicht jeden Abend singen, aber seit es die Leute im ersten Jahr regelrecht eingefordert haben, ist es fester Bestandteil.“ Die Musik, so betont die Pfarrerin, werde immer live von Musikerinnen und Musikern aus dem Umfeld der Kirchengemeinde gespielt. „Die bleiben unter Umständen dann auch mal länger da und spielen noch ein wenig weiter.“

Wer ein vergleichbares Angebot ins Leben rufen wolle, dem rät Melanie Dietrich, den Platz dafür sorgfältig auszuwählen. Ansprechend müsse er sein, Atmosphäre haben, aber eben auch gut erreichbar, am besten an einer Stelle, wo sich Menschen ohnehin einfinden. Daneben empfiehlt sie, besonders auf zwei Dinge zu achten: eine ansprechende, weit gestreute Werbung und ein ausreichend großes Vorbereitungs-Team. Die Verteilung der Plakate und Flyer in der ganzen Stadt und im Umland, nicht zuletzt aber der Auf- und Abbau jeden Abend, das sei schon ein Aufwand, der nicht unterschätzt werden dürfe. Um so mehr freut sich Melanie Dietrich über die zahlreichen Helferinnen und Helfer, die sie inzwischen tatkräftig unterstützen.

Weil sie Anfang des Jahres von ihrer Projektstelle in Germersheim auf die Pfarrstelle in Bellheim gewechselt ist, wird es für Melanie Dietrich übrigens das letzte Mal sein, dass sie federführend die Verantwortung für die Segenswoche am Rhein trägt. Das Angebot werde es aber auch im kommenden Jahr wieder geben: „Die Planungen für die Fortsetzung laufen bereits.“

Text: Martin Müller